Eigentlich kann man schon sagen „Es geht nach Hause“, aber das stehen uns noch einige Tausend km vor uns, und auch schöne Erlebnisse…. Wie bereits erwähnt, haben uns viele Bekannte und Freunde gewarnt, nach Mexiko und sowieso nicht durch die anschließenden mittelamerikanischen Staaten zu fahren, haben wir uns trotzdem für die Fahrt mit unserem Sprinter bis nach Panama entschieden. Naja, manchmal war uns anfangs nicht ganz klar, ob die Polizeikontrollen tatsächlich echte Polizeikontrollen waren, oder doch nicht Banditen sich als Polizei ausgaben. Wie schon erwähnt, gab es in der Tat auf der ganzen Strecke, aber besonders in Mexiko, eine sehr hohe Polizei- und Militätpräsenz. Wir fuhren meist auf Hauptstraßen, wenn es bezahlte Straßen gab, fuhren wir diese, wir parkten wenn möglich auf bewachten Plätzen und schliefen nie „wild“. Die Fahrt von der Grenze USA/Mexiko bis nach Panama fuhren wir quasi im Schnelltempo, und wie bereits erwähnt, ging alles gut, wir hatten nie ernste Probleme oder schwierige Situationen. Auf der Rückfahrt nach USA nahmen wir uns mehr Zeit und fuhren viele Strecken auf Nebenstraßen, man kann fast sagen, wir wurden etwas leichtsinnig. Wir nahmen uns für diese Strecke wesentlich mehr Zeit, fuhren meistens entlang der Karibik- und Golfküste. Das hat sich gelohnt: Wir haben sehr viel erlebt, gesehen und Freundschaften geschlossen. Schließlich sind wir ohne Probleme wieder nach USA zurückgekehrt. Der Staat und die Stadt Panama City haben uns sehr beeindruckt. Schon der Eindruck der Stadt von der Ferne ließ uns an die Skyline von New York erinnern. Auch das ganze Leben ist zum großen Teil sehr westlich orientiert. Man merkt, es ist Geld da; ein Großteil des Geldes kommt aus den Einnahmen des Panama-Kanals. Bevor wir den „Rückzug“ antraten, fuhren wir mit der einzigen in Panama existierenden Eisenbahnstrecke von Panama-City nach Colon, eine wichtige Hafenstadt an der Atlantik-Seite von Panama. Die Eisenbahnstrecke führt meistens am Panama-Kanal entlang, man sieht also Unmengen von Schiffen, die den Kanal in beide Seiten befahren. Viele Schiffe meiden die Durchfahrt, um Kosten und Zeit zu sparen, deswegen werden sie im Hafen von Colon be- und entladen. Nach Hongkong ist der Hafen von Colon die weltweit zweitgrößte Freihandelszone. Wir mieteten uns für einen ganzen Tag ein Taxi und besuchten neben der Stadt Colon auch die beiden alten Orte Portobelo und Fort San Lorenzo, letztgenannter auch aufgenommen als UNESCO-Weltkulturerbe. In beiden Orten sieht man noch gut erhaltene Festungsmauern, die dazu dienten, die Spanier zu bekämpfen, als sie an Land gehen wollten, um das Land zu besetzen. Colon ist auch ein beliebter Start- und Landepunkt von Kreuzfahrtschiffen aus der Karibik. Nun zurück nach Panama-City, dort noch eine Übernachtung und auf geht’s Richtung USA. Aber wie bereits erwähnt, wir lassen uns Zeit, und fahren – so weit es geht – entlang der Pazifik-Küste. Das geht zwar in Panama nicht, weil es für die Durchfahrt bis zur Grenze nach Costa Rica quasi nur eine Straße gibt, die CA1, die Panamericana, die von Alaska bis nach Feuerland führt, lediglich mit eine Unterbrechung: Zwischen Panama und Kolumbien gibt es keine Straßenverbindung. Fußgänger und Fahrräder können auf Trampelpfaden die Grenze der beiden Staaten benutzen, Autos werden auf Schiffen transportiert . So ca. 50km vor der Grenze, bei der Stadt David, verließen wir die CA1 und fuhren gen Norden – endlich an die Küste der Karibik. Am Grenzübergang Guabito/Sixaola wurden wir natürlich wieder von mehreren Grenzhelfern , die uns versprechen, in kürzester Zeit durch die Grenzen zu bringen, angesprochen. Aber wir haben uns fest vorgenommen, nie mehr Grenzhelfer zu engagieren. Wir warteten zwar am Costa Rica-Passkontrollschalter über eine Stunde, weil der Beamte gerade sein Büro verließ, es war Mittagessenszeit. Er dachte sich, die paar Leute – es waren nicht mehr als fünf – können warten…. Als der Beamte zurückkam, bekam er fast einen Herzschlag, denn während der einen Stunde kamen drei Omnibusse mit weit über hundert Personen, die alle noch am gleichen Tag die Grenze passieren wollten. Endlich Karibik! Kurz vor der kleinen Hafenstadt Puerto Limon übernachteten wir auf einem kleinen Privatgrundstück . Es gefiel uns so gut, dass wir dort drei Nächte verbrachten. Tagsüber fuhren wir in die Stadt, wo wir gleich am ersten Tag in einer kleinen Hafenkneipe zwei ukrainische Matrosen trafen. Einer war der Chefmaschinist, der anderen der Navigator. Beide nutzten die Gelegenheit, während der Ladung ihres Schiffes, hauptsächlich mit Bananen, ein Kühlschiff – wir nennen es Bananendampfer – ein paar Bierchen zu trinken. Die beiden Ukrainer sagten uns, dass auf dem Schiff absolutes Alkoholverbot herrscht. Auf dem Tisch, an dem die beiden saßen, standen schon an die zehn leere Bierflaschen. Die einzige Person des Schiffes, die angeblich Alkohol bei sich hat, ist der Kapitän, ein Grieche. Übrigens, die meisten Bananendampfer fahren vollbeladen in Richtung Europa und bekommen erst auf Höhe von Gibraltar die Nachricht, wo die Ladung gelöscht wird. Dann erfolgt erst die Entscheidung, ob das Schiff ins Mittelmeer oder in Richtung Nordsee fährt, d. h. die Ware wird erst verkauft, wenn das Schiff noch unterwegs ist. Die Stadt Puerto Limon behauptet übrigens, dass Christoph Columbus beim ersten Landungsversuch auf dem amerikanischen Kontinent ganz in der Nähe ihrer Stadt gelandet ist. Während unserer insgesamt 10wöchigen Reise durch Mittelamerika sind wir an mindestens zehn verschiedenen Stellen vorbeigekommen, wo Christoph Columbus des erste Mal amerikanischen Boden betreten hat. Es ist gut, daß man Christoph Columbus nach dem wirklich richtigen Landungsort nicht mehr fragen kann…. Unsere Reise folgte der Hauptstraße zur 250 km entfernten Hauptstadt Costa Rica’s San Jose, eine Millionenstadt mit sehr hoher Kriminalitätsquote. Wir verbrachten dort zwei Tage in einem kleinem Hotel Nähe des Zentrums der Stadt. Es war wieder Zeit für Wäschewaschen, Friseurbesuch, Duschen und kleine Reparatur am Auto. Die Innenstadt von San Jose ist heute eine großangelegte Fußgängerzone, die sehr stark von Polizei und Militär überwacht wird. An vielen Straßenkreuzungen befinden sich Beobachtungshochstände, wie man sie bei uns an Stränden, wo Rettungsschwimmer Strand und die Baderegionen beobachten, aber in San Jose stehen dort Polizei und Militär mit Gewehren im Anschlag und beobachten das Treiben der Bevölkerung. Das Problem, übrigens in allen mittelamerikanischen Ländern, ist die hohe Arbeitslosigkeit, besonders auf dem Land. Die einzige Möglichkeit, Arbeit auf dem Lande zu finden, ist die Landwirtschaft und Obsternte, aber dort besteht eine relativ hohe Automatisierung. Wir Europäer und die Amerikaner sind die angeblichen Schuldigen für die hohe Arbeitslosigkeit, weil wir nicht bereit sind, entsprechend hohe Preise für Bananen, Kaffee, Kakao usw zu bezahlen. Aber das ist freie Marktwirtschaft…. Unsere Reisroute sollte uns weiterführen Richtung Norden nach Nicaragua. Wir planten eine Route am östlichen Ufer des Lago de Nicaragua. Durch ein zufälliges Gespräch mit einem Tankwart erfuhren wir, dass die Grenze in Richtung Norden nach Nicaragua zwar geöffnet, aber eine Weiterfahrt wegen des Einsturzes einer Brücke nicht möglich ist. So fuhren wir auf kleinen Nebenstraßen zu dem Grenzübergang, den wir auf der Fahrt vor einigen Wochen nach Panama benutzten.