USA – Teil 1

USA – was für ein Land!  Schon „tausendmal“ besucht, aber immer wieder eine Reise wert.  Die Amerikaner verstehen es sehr gut, ihr Land zu präsentieren.  Also auf geht’s….

Wir Drei flogen von Vladivostok über Seoul nach Seattle, wir starteten am 11.7. abends, waren insgesamt 18 Stunden in der Luft und kamen am gleichen Tag,  bevor wir abflogen, am 11.7. am Nachmittag an. Wir sind also eher angekommen als abgeflogen. Nein, wir sind nicht zurückgeflogen, wir haben die Datumsgrenze überflogen. Währenddessen schipperte unser Sprinter drei Wochen lang in einem Container, begleitet von einem Pkw eines Engländers, mit einer Schiffsumladung in Seoul, nach Vancouver, Canada.  Wir mieteten uns einen Pkw an und fuhren entlang der Westküste nach San Francisco, von dort weiter zum Yosemite NP, Totes Tal, Las Vegas, Hoover Damm, Grand Canyon, Bryce Canyon, Salt Lake City, zurück nach Seattle, ostwärts zum Yellowstone NP, Mt. Rushmore, Devils Tower, Badlands, über den Mississippi zu Bob’s Lakehouse, Bob’s home, Chicago, Indianapolis, Nashville, Memphis, Thea’s home, New Orleans, Houston nach Mexico.

Aber nun im Einzelnen:  Nach vier Monaten herumreisen im ‘Osten‘ gewöhnt man sich so an einiges: zufälliges Einkaufen von Lebensmitteln im Tante-Emma Laden, wo übrigens im Osten noch am meisten eingekauft wird. In USA einkaufen beim Sears oder Wallmart an jeder größeren Ortsein- und Ausfahrt. Hast im Osten ein Problem mit Ohrhörgeräten (für Davit) oder Rollstuhl, dann hast Du wirklich ein Problem, in USA schaust in die Gelben Seiten und Du löst Dein Problem. Im Osten mußt Du ein Pfadfinder sein, um den Weg zu finden, in USA geht’s entweder nach Norden, Osten, Süden oder Westen, oder die Straßennummern sind erwähnt. In USA ist eben fast alles gut organisiert, im Osten wird noch viel improvisiert. Hat aber auch seine Reize. Die Amerikaner verstehen es, ihr Land positiv zu präsentieren. Ach, noch eins….. im Osten ist ein Rollstuhlfahrer kaum in der Lage, alleine unterwegs zu sein, ich wollt eigentlich schreiben er ist ein .r..r H..d,  in USA hat jedes Restaurant, einschließlich „die“ McDonalds, saubere Toiletten für Behinderte, in USA sind Bordsteine an den Straßenkreuzungen abgeschrägt, im Osten gibt es bis zu 30cm hohe Bordsteine, damit ein Auto nicht darüberfährt. In New York und in vielen anderen Städten hat jeder öffentliche Omnibus eine Rampe für Rollstühle, …im Osten noch nie gesehen.

Wir fuhren zunächst durch den Olympic NP, er ist bekannt durch die Bäume, an deren Äste meterweise das Moos herunterhängt. Der Grund für dieses Phänomen ist der viele Regen in diesem Gebiet. Auch besuchten wir den noch aktiven Vulkan Mt. Helens. Die Straße führt soweit hinauf, dass man in den Krater hineinschauen kann. Vor sieben Jahren, als ich mit Davit schon mal dort war, hat es aus dem Krater geraucht.    Weiter fuhren wir  der Westküste entlang auf dem Highway 101, ich schoß sehr viele Bilder, alle paar km gibt es die Möglichkeit, anzuhalten, um die Küstenlandschaft zu genießen. Leider verdeckt ein ewiger Nebel bis zwei/drei km ins Land hinein die Sonne, aber die Schönheit der Landschaft bleibt. Trotz sehr hoher Tagestemperaturen waren die Nächte sehr kalt,  wir zelteten die ganzen vier Wochen, während wir mit unserem Leihwagen unterwegs waren, in zwei kleinen Zelten. Wir haben unsere „Winterausrüstung“ im Sprinter gelassen, so deckten wir uns nachts mit allen möglichen Textilien und Zeltsäcken zu.

Bis zu diesem Zeitpunkt war die Fahrt entlang der Westküste neben dem Pamir Highway ein würdiges highlight.

San Francisco! Eine Stadt, die mich schon immer beeindruckte. Aber diesmal fehlte etwas – die Golden Gate Bridge. Nebel verdeckte die Brücke den ganzen Tag, nur die Spitzen ragten zeitweise aus dem Nebel, siehe Bildergalerie. Den schönsten Blick auf die ‚weiße“ Stadt hat man vom Berg der Telefonie. Auch eine Fahrt mit der Cable-Bahn stand auf dem Programm.  Fish and chips gabs bei Fisherman’s wharf. Wir verließen die Stadt Richtung Osten in den Yosemite NP.  Das erste Mal war ich schon vor 45 Jahren dort, von der Landschaft hat sich natürlich nichts verändert, außer dass viele qkm Wald verbrannte. Die Parkverwaltung löscht grundsätzlich keine Brände in den NPs, sie überläßt das Schicksal der Natur. Bären haben wir leider nicht gesehen, sie haben sich in die Gegenden zurückgezogen, wo sich nicht viele Menschen aufhalten. Ich glaube, diese Entwicklung wurde auch von der Verwaltung gesteuert. Lediglich behäbige Bisame ließen sich neben oder auf der Straße ungestört fotografieren.

Übernachten ist in den National Parks nur noch auf offiziellen Campingplätzen erlaubt. Wild campen ist unter Strafe strengstens verboten. Trotzdem haben wir eine Nacht neben einem idyllischen See wild gezeltet, die Zelte haben wir nach Sonnenuntergang aufgebaut und um 6h früh wieder abgebaut. Das Auto stand auf einem nahegelegenen Parkplatz, offensichtlich ist es bei einer Routinefahrt dem Ranger nachts aufgefallen. Wir hatten früh morgens gerade die Zelte im Auto verstaut, als ein Ranger mit seinem Pickup vorbei fuhr. Davit saß noch im Rollstuhl neben unserem Auto, der Ranger hielt kurz an, sah Davit und fuhr wieder davon. Glück gehabt!  Ein Besuch des Yosemite NP lohnt sich immer, tolle Landschaften, Berge, Seen, Wälder, Tiere, ein Bilderbuch der Natur!

Unser nächstes Ziel war die Durchquerung des Toten Tales, und wir verbrachten die erste heiße Nacht (Temperatur!). Gezeltet haben wir ohne Überzelt, zudecken brauchten wir uns nicht. Eigentlich hat das Tote Tal den Namen „Tot“ nicht verdient, außer dass Totenstille herrschte. Wir sahen Kojoten, sie kamen ganz in unsere Nähe, waren sichtlich abgemagert, aber irgendwie überleben sie. Wir beobachteten Schlangen, Eidechsen,  Fliegen, Vögel.

Es war Davit’s Wunsch, im Toten Tal zur tiefsten Stelle von USA zu fahren, 86 m unter dem Meeresspiegel. Auf dem Weg dorthin machten wir eine Pause und liefen auf eine ca. 15 m hohe Düne aus weißem Sand. Es war nicht möglich, im Sand barfuß zu laufen, die Sonne erhitzte den Sand dermaßen, dass man sich die Füße verbrannte.

Auf dem Weg aus dem Toten Tal erlebten wir ein nicht geglaubtes Schauspiel. Es bildete sich ein Gewitter, dunkle Wolken kamen uns entgegen und ein Wolkenbruch brasselte herab. Das Wasser sickerte nicht in die Erde, sondern es bildeten sich regelrechte Flüsse, die auch mehrfach die Straße überschwemmten. In der Stadt Shoshone waren alle Straßen überschwemmt, ein McDonald mußte schließen, weil das Wasser im Restaurant stand.

Las Vegas! Überrascht waren wir über die niedrigen Hotelpreise, wir zahlten in einem guten 4*Hotel $40 pro Nacht zu Dritt! Warum so attraktiv? Die vielen Hotels locken mit diesen attraktiven Preisen Kunden an und hoffen, sie geben dort ihr Geld im Casino aus, denn jedes große Hotel hat sein eigens Casino. Wir gaben keinen Cent im Casino aus.   Wir fuhren auch auf den großen Aussichtsturm und konnten junge Leute beobachten, wie sie aus 60/70 Metern in die Tiefe jumpen.  Nee… nix für mich….  Die Nacht auf den Straßen von Las Vegas ist ja wie der Tag, eine verrückte, aber interessante Stadt. Irgendwie muß man mal dort gewesen sein.     Tschüß Las Vegas!   …wir fahren wieder zur Natur.

Grand Canyon. Ja, das ist Natur pur. Imposant! Schön! Einmalig!     Auf der Fahrt dorthin fuhren wir über den Hoover-Damm, der Wasserspiegel am Stauende war relativ niedrig, weil es seit Wochen sehr wenig geregnet hat, deshalb lieferte der Colorado-River für diese Jahreszeit zu wenig Wasser.   Die erste Nacht im Grand Canyon NP verbrachten wir wieder „wild“ (gemeint ist unerlaubt im freien Gelände des National Parks). Wir wollten doch nur Geld sparen, eine Nacht auf einem offiziellen Campingplatz kostet inzwischen zwischen 18 und 25$, also eine kostensparende Motivation, wild zu campen.   Der Colorado River bahnt sich seinen Weg seit Jahrmillionen durch eine Fels- und Steinwelt immer tiefer und bildete inzwischen einen  fast 200 km langen Canyon von einer einmaligen Schönheit. Am Ende des Canyons steht eine Brücke, auf dessen Eisengestell direkt schräg unter der Straße zwei Condore hockten. An Beiden waren eine Nummer und sogar ein Sender angebracht, damit der Standpunkt der Condore verfolgt werden kann.

So langsam mußten wir an die Rückfahrt nach Seattle denken, wo in den nächsten Tagen das Schiff mit unserem Sprinter ankommen soll. Wir entschieden uns für den Weg nach Seattle durch den Bryce NP mit seinen wunderschönen Felsgebilden und weiter nach Salt Lake City, der „Hauptstadt“ der Mormonen. Wir besuchten den Heiligen Tempel – so heißen die Kirchen der Mormonen. Es war Sonntag, so besuchten wir auch einen Gottesdienst, der interessanterweise von mehreren, ca 15 Personen, gestaltet wurde.

Auf der weiteren Rückfahrt durch die Staaten Utah, Idaho,  dem Osten von Oregon und Washington ist uns aufgefallen, dass sehr viele Felder künstlich bewässert werden. Das Klima ist in diesen Staaten im Frühjahr und Sommer sehr warm, sodass dort ohne Bewässerung nichts gedeiht. Angebaut wird dort viel Obst (Äpfel, Birnen, Orangen, auch Wein).

Zurück in Seattle. Wir besuchten die Boeing-Werke und konnten die 2. Landung des neuen Flaggschiffes beobachten. Leider hat sich die „Auslieferung“ unseres Sprinters um ein paar Tage verzögert, naja gegenüber der Auslieferung des neuen Flugzeuges ein Klacks.

In einem Motel Nähe des Flughafens nisteten wir uns für ein paar Tage ein…. Wäsche waschen, Mietauto abliefern, Berichte schreiben, Davit stundenlang am Computer arbeiten und surfen, Relaxen usw. Endlich erhielten wir eine e-mail aus Vancouver, dass unser Sprinter vom Zoll freigegeben wurde und abgeholt werden kann. Wieland fuhr sofort mit einem Linienbus vom Flughafen Seattle nach Vancouver, Galja „durfte“ nicht mit, weil sie für Canada kein Visum hat. So blieben Galja und Davit in Seattle. Es dauerte insgesamt nicht mehr als fünf Stunden, einschließlich eines Versicherungsabschlusses für Canada und USA, und ich saß am Steuer in Richtung USA zurück nach  Seattle. Die Grenzkontrolle verlief problemlos, keine Frage nach zu verzollende Waren, der Beamte wollte keinen Führerschein sehen, keine Fahrzeugpapiere, keine Versicherungspolice, keine Krankenversicherungspolice, er war einfach vom Sprinter beeindruckt. Spät abends kam ich wieder im Quartier an, am nächsten Tag starteten wir Richtung Osten zu Bob’s Lakehouse in Wisconsin,  wo auch Alexander (mein Sohn) mit Familie ein paar Tage Urlaub macht. Aber bis dahin müssen erst noch ca. 2000 km zurückgelegt werden.

Unser erstes Ziel war der Yellowstone NP, den ich übrigens vor 45 Jahren schon einmal besuchte. Wir fuhren zunächst auf dem Highway 90 durch die Staaten Washington, Oregon und Idaho und konnten die herrlichen Landschaften dieser Staaten bewundern. Kurz vor dem Yellowstone NP zelteten wir nochmal wild im Wald so versteckt, dass uns niemand sehen konnte, offensichtlich so gut versteckt, dass nicht mal uns ein Bär bemerkte.

Der Yellowstone NP ist bekannt durch seine schöne wilde Landschaft und auch Tiere, die man sonst nur im Zoo sieht. Bisons haben sich in den letzten 15 Jahren in diesem NP sehr gut entwickelt. Bären zogen sich weitgehendst in den Norden zurück, wo sich nicht so viele Touristen aufhalten. Der Geysir Old Faithful nimmt es auch nicht mehr so genau mit der Uhr , noch vor zig Jahren konnte man fast auf die Minute berechnen, wann er wieder ‚spuckt‘, heute steht auf einer Tafel geschrieben, wann er wieder aktiv wird, jedoch mit einer Toleranz von bis zu 15 Minuten. So warten Tausende von Menschen im Kreis, bis er sich wieder meldet. Es ist schon ein interessantes, bis zu fünf Minuten langes Schauspiel. Seitdem der Old Faithful entdeckt  wurde, ist er über eine Million Mal ausgebrochen. Das alle ca. 90 Minuten aus der Erde sprudelnde Wasser ist über 100°C warm und spuckt pro Ausbruch ca 30.000 Liter aus. Als wir den Yellowstone NP besuchten, wüteten insgesamt sieben Waldbrände im Park. Einige Ein- und Ausgänge zum Park waren deshalb geschlossen. Die Brände entstehen meist durch Blitzschlag und werden von Menschenhand nicht gelöscht. Alle Nationalparks in USA werden zwar geschützt, aber man überläßt die Entwicklung der Natur. Wir sind teilweise über 50 km durch verbrannte Wälder gefahren, die in den vergangenen Jahren niederbrannten. Kein schöner Anblick!  Feuerwehren sind zwar present, aber schützen nur Gebäude und evtl. auch Campingplätze.

Wir verließen den Park im Osten und fuhren über Cody, bekannt durch große Rodeo Stunts und Geburtsort von Buffalo Bill, in Richtung der Wälder der Black Hills, wo man  in den Felsen der Gebirge die ehemaligen USA-Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodor Roosevelt eingemeißelt bewundern kann.  Nicht weit weg von Mt. Rushmore befindet sich der Badlands NP, ein riesiges Verwitterungslandschafts-Gebiet. Es ist ein sehr unfruchtbares Gebiet, deswegen gibt es kaum Vegetation und ist nicht mehr besiedelt.  Übrigens, der Film „Der mit  dem Wolf tanzt“ wurde teilweise im Badlands NP gedreht.  Wir hatten Glück und konnten schöne Fotos während der untergehenden Sonne aufnehmen. Übrigens, zu allen geschilderten Erlebnissen siehe auch unsere Bildergalerie, wer mehr von den wunderschönen und interessanten National Parks erfahren möchte, geht einfach ins Netz zu Google.   Ein weiteres Highlight war der Besuch des Devils Towers (Teufels Turm), ein 265 hoher Monolith mit einen Durchmesser von 150 m, es ist ein Heiliger Berg der Indianer, den bis vor einigen Jahren nur Indianer besteigen durften, aber heute ist er auch für die Besteigung von Touristen freigegeben.

Apropo Übernachtung. An der Westküste und in den Nationalparks waren wir ja mit einem Leihauto unterwegs, während dieser Zeit haben wir in unseren zwei kleinen Zelten übernachtet. Nach Erhalt unseres Sprinters übernachteten wir teils teils im Auto oder auch in den kleinen Zelten. Wir hatten natürlich unsere Favoriten-Schlafplätze. Davon Drei:  1. Wir fragten bei einer Farm, ob wir hinter der Scheune oder irgendwo auf dem Terrain der Farm die Zelte aufstellen oder im Auto schlafen dürfen.  2. Dead end roads. 3. Auf Parkplätzen von Kirchen.  Wir haben dabei nie eine Absage bekommen. Ansonsten gab es schon das eine oder andere Mal ein Nein. Das Unglück 9/11 hat schon seine Spuren hinterlassen, die Amerikaner sind vorsichtiger geworden, auch im Westen der USA. An der Westküste, wo es tagsüber recht warm war – immerhin im Juli – war es nachts empfindlich kalt. Später meinten wir, besser nachts kalt als warm.

Wir fuhren weiter ostwärts, überquerten den Mississippi und kamen nach 10 Tagen bei Bob’s Lakehouse in Wisconsin an. Dort trafen wir Alexander und Familie, die dort schon ein paar Tage  verbrachten. Wir nahmen uns die erste richtige Auszeit zwei Wochen lang, seitdem wir im März unterwegs waren. Wäsche waschen, Davit’s Hörgeräte checken, Zahnarzt, kleine Reparaturen am Auto, Dachgepäckträger zum vierten Mal reparieren (so gut, wahrscheinlich das letzte Mal). Ein paar Tage verbrachten wir dann auch noch bei Bob’s home in Kenosha. Wir besuchten den Golfplatz, auf dem das diesjährige BMW-Golf-Champion-Tournier vorbereitet wurde, ein 20Mio$-Tournier, Dimensionen, die man nur in USA kennt. Nach der ersten richtigen Reisepause wurde es Zeit, „weiterzuziehen“. Danke Bob und Nancy für die schöne Zeit bei Euch!