Usbekistan

Wir verbrachten die Nacht im Hof einer Familie, deren Grundstück von einer 2m hohen Mauer umzäunt ist. So fühlten wir uns wohl und konnten beruhigt im Auto schlafen.

Am folgenden Tag wurde die Vegetation spärlicher, immer mehr Kamele weideten neben der Straße, leider beobachteten wir sehr viele Kamele, deren Vorderbeine mit einem ca 20 cm langen Strick zusammengebunden waren, damit die Kamele nicht davonrennen können.  Abends sahen wir ein Hinweisschild zu einer Bäckerei, es war für dortige Verhältnisse schon eine Brotfabrik.  Wir unterhielten uns mit dem Chef, der uns neben zwei gekauften Broten noch zwei weiter Brote schenkte. Auch erlaubte der Chef uns, in der Backstube zu Essen, auch frühstückten wir am nächsten Morgen dort.

Nun sind wir schon ca. 300 km in Usbekistan zum Teil auf sehr schlechten Schotterstraßen mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von nicht mehr als 20 km/Std. unterwegs. Alle 100 km müssen wir Polizeikontrollen passieren, als Touristen wird man meistens freundlich zur Weiterfahrt aufgefordert.  Die meisten Tankstellen am Rand der Straßen sind mangels Benzin und besonders  Diesel geschlossen. Sieht man von der Ferne hundert Autos in der Schlange stehen, weiß man, dass es Treibstoff gibt.  Es dürfen dort keine Ersatzkanister gefüllt werden, damit möglichst viele Autofahrer den normalen Tank füllen können.  Aufgrund dieser Situation blüht der Schwarzhandel. Wenn eine große gefüllte Colaflasche neben der Straße steht, heißt das, es gibt im dahinterstehenden Haus Treibstoff zu Wucherpreisen, aber nur in sehr geringen Mengen, zu kaufen.  Wir probierten, den Tipp unserer weißrussischen LKW-Freunde zu testen, und fragten einen bulgarischen LKW-Fahrer, der auf einem Parkplatz stand, nach Diesel.  Es klappte, für einen Dollar pro Liter tankten wir 80 l Diesel. Die gleiche Prozedur kurz vor der Grenze nach Tajikistan klappte mit nochmals 100 l.

Was uns während der Fahrt durch Rußland, den Westen von Kasachstan und Usbekisten aufgefallen ist, fuhren hunderte von Konvois, meist drei LKWs mit Nummernschildern aus Bulgarien, Weißrußland und Littauen – aber alle beförderten Container mit der Aufschrift einer bekannten deutschen Spedition – Richtung Süden.  In den Containern werden Lebensmittel von den baltischen Staaten bis nach Termiz an die afghanische Grenze befördert und sind bestimmt für die NATO-Streitkräfte in Afghanistan. Die Container werden anschließend von afghanischen Speditionen abgeholt und über die Friendship Bridge nach Afghanistan transportiert.

Unser Fokus lag jetzt bei der Kultur. Wir besuchten die bekannten alten, meist sehr aufwendig renovierten Städte Khiva, Bukhara und Samarqand. Alle drei stehen unter dem Weltkulturerbe-Schirm. Im nächsten Bericht werde ich mehr über die Geschichte dieser hervorragenden Stätte berichten.

Die Landschaft in dieser Gegend ist sehr eintönig, rechts und links der Straße nur Sandwüste, gelegentlich gibt es grüne Felder, die künstlich bewässert werden. Es ist uns aufgefallen, dass es in Usbekistan, Tajikistan und Kirgistan ein gut ausgeklügeltes Trainage-System gibt. Deswegen wächst nur dort etwas, wo die Felder künstlich bewässert werden. Neben Gemüse, haben wir auch Obst-, sogar auch Weinplantagen gesehen.

Übrigens, seit ein paar Tagen haben wir einen Kompagnon bei uns, eine ca. 20cm große Schildkröte, wir haben ihr den Namen Chilli gegeben. Aber nach einer Woche setzten wir sie wieder aus, wir glaubten, die Freiheit tut ihr besser, als mit uns zu fahren.

In Termiz – ein bis vor wenigen Jahren eine für Touristen verbotene Stadt aufgrund der direkten Nachbarschaft nach Afghanistan –  wollten wir zumindest einen Schritt auf der Friedensbrücke gehen, was man uns nicht erlaubte, die  Grenze ist dort mit Stacheldrahtzaun und geeggtem 10m breitem Erdfeld geschützt.

Unsere Fahrt setzten wir fort in Richtung Tajikistan.  Die Straßen wurden immer schlechter, die Spitzengeschwindigkeit lag auch hier wieder im Grenzgebiet bei nicht mehr als 20kmh. Grundsätzlich kann man sagen, dass 50 bis 100 km vor und nach den Grenzen sich die Straßen in einem katastrophalen Zustand befinden. Reparaturen werden sehr selten vorgenommen.

Die Länder, die wir bisher besuchten, investieren sehr viel Geld in die großen Städte, aber auf dem Lande scheint sich die Welt seit 50 Jahren nicht verändert zu haben. Fast alle Kolchosen aus der damaligen Zeit der UdSSR werden nicht mehr bewirtschaftet, stehen als Ruinen in der Landschaft.

In Dushanbe, die Hauptstadt von Tajikistan, verbrachten wir zwei Tage in einem kleinem Hotel, wo wir ein junges schweizer Pärchen trafen, die schon fast ein Jahr als Rucksacktouristen unterwegs waren. Wir bereiteten unsere Fahrt über den Pamir Highway vor. Ca 100 km nach Dushanbe, aber noch garnicht auf dem eigentlichen Pamir Highway, ließ uns eine Polizeikontrolle nicht weiterfahren. Die Straße zum Highway war wegen starker Schneeverwehungen unpassierbar. Wir fuhren zurück Richtung Dushanbe  über Dorfstraßen , teilweise direkt neben der afghanischen Grenze über 200 km Umweg nach Khorog, wo der eigentliche Pamir Highway so richtig beginnen soll. Aber bereits schon auf dem Weg dorthin bekamen wir einen ersten „Geschmack“ dieses weltbekannten Highways zu spüren. Wir mußten einige Male durch Flußbette, einmal durch ca 80 cm tiefes Wasser fahren. Unser Sprinter ist zwar für diese Verhältnisse gebaut, aber wenn man nicht genau weiß, wie tief das Wasser wirklich ist, bekommt man kein gutes Gefühl.  Einige Fahrzeuge sind auch steckengeblieben und mußten mit fremder Hilfe befreit werden. Die kritischste Situation war die Überquerung einer scheinbar nicht sicheren Brücke mit fehlenden Querbrettern und natürlich ohne Seitenschutz. Ein vor uns fahrender LKW hat uns etwas „Angst“ genommen, die Brücke ohne Schaden zu überqueren, aber durch einige fehlende Querbalken kam unser Sprinter so sehr ins Wanken, dass ein Gepäckstück vom Gepäckträger flog, glücklicherweise nicht ins Wasser, sondern blieb auf der Brücke liegen.  Uff!

Unser Dachgepäckträger hat durch die ständigen Erschütterungen der schlechten Straßen auch Schaden erlitten, er rutschte nach vorne. So mußten wir alle Gepäckstücke für die nächsten 100 km ins Auto packen, einschließlich zwei Ersatzräder mit Felgen.  In Khorog fanden wir eine Werkstatt, die die Stützeisen des Gepäckträgers wieder geradeschweißte.

Wir starteten den über 600 km langen Pamir Highway, es sollte ein Highlight werden – es wurde eins!  Fünf Pässe über 4000m waren zu überqueren, der Akbaytal Pass mit 4.655 m war der Höchste.  Wir befanden uns fast fünf Tage auf einer Höhe von über 4000 m. Wie hält das ein Körper ohne Training aus?  Galja hatte Kopfschmerzen, bei mir hat sich die Höhe auf eine andere Art ausgewirkt, Davit hatte keine Probleme. Die Straße selbst, zum Teil sogar geteert, zwar nicht ganz ohne Schlaglöcher, aber relativ gut zu fahren, mit Ausnahme der großen Steigungen auf die Pässe. Was uns Dreien zu jedem Zeitpunkt beeindruckte, waren die noch tief verschneiten Fünf-, Sechs- und Siebentausender rechts und links der Straße, die meist durch Hochland ohne große Steigungen sich entlangschlängelt. Es herrschte kaum Verkehr, es gibt wenig Möglichkeit zum Übernachten und Proviant einzukaufen. Wir haben vorgesorgt, hatten genug zu Essen und Diesel mit uns.

Bilder Pamir Highway

Auf einer Höhe von 4336m, ziemlich am Ende des Highways, befinden sich die Grenzstationen von Tajikistan und Kirgisistan. Sehr freundliche Grenzbeamte luden uns zunächst zum Tee ein, die Kontrolle unserer Pässe und des Autos war fast kein Thema, besonders die Kontrolle der Beamten aus Kirgisitan. Die „lasche Abfertigung“  – kein Einreisedokument des Autos – soll aber bei der Ausreise nach Kasachstan noch ein Nachspiel haben. Hier oben wohnen die Grenzbeamte – meist junge Männer – 11 Monate in Containern, haben danach einen Monat Urlaub.