Viva Mexico!

Ein Land (1,9 Mio km2), fast sechsmal größer als Deutschland, dünn besiedelt (112 Mio Menschen, davon 25 Mio in und um Mexiko-City), durchschnittlich 7,3 Sonnenstunden pro Tag!

Viele Diskussionen gab es, unter uns, mit Freunden, mit Bekannten, mit LKW-Fahrern… sollen wir nach Mexiko fahren, oder doch nicht?  Das Risiko ist zu groß – Überfälle, Raub, und noch schlimmer… Ein Nachbar von Thea lächelte uns an, Mexiko?…. Vergeßt es!  Da gibt’s ja auch noch das Internet. Da hätte ich lieber nicht reinschauen sollen. Wir wollen ja noch weiter, nach Südamerika und wenn wir auf dem Landwege dorthin wollen, müssen wir durch Mexiko, aber auch noch weiter durch Guatemala, El Salvator, Honduras, Nicaragua, Costa Rica und Panama.  Wir haben uns entschieden, doch durch diese Länder zu fahren. Uns wurde ein neuer Grenzübergang bei Mission empfohlen, wo die Grenzprozedur einfach und schnell vonstatten gehen soll. Schnell gings zwar nicht, aber ohne Komplikationen. Wir trafen an der Grenze ein paar junge Amerikaner, die auch auf dem Weg nach Mexiko waren. Es waren Amerikaner, die für eine Kirchengemeinschaft in Mexiko Entwicklungsdienste leisten. Sie waren schon öfters in Mexiko, konnten aber nicht bestätigen, dass es Überfälle oder andere Schwierigkeiten auf den Straßen gab. Sie sagten uns zwar, wir sollen nur die  großen Durchgangsstraßen nutzen, am besten Straßen, für die man Gebühren zahlt,  und auf keinem Fall nachts fahren. Ich kann jetzt schon sagen, wir haben in Mexiko hinsichtlich der geschilderten Unsicherheiten keine Probleme gehabt.  Trotzdem, im Bauch hats schon ab und zu gekitzelt.  Ganz ohne sind die Warnungen ja auch nicht, denn mindestens alle 100 km gab es Polizeisperren – auch auf Autobahnen – und man schaute ins Auto.  Auch beobachteten wir sowohl in den Städten als auch auf den Landstraßen Militärfahrzeuge, meist Pickups, auf deren hinteren Wagenteil Soldaten mit Gewehren im Anschlag standen.  Irgendwas ist mit der „Un“sicherheit schon dran, aber in erster Linie geht es um die verschiedenen Drogenbanden, die sich gegenseitig bekämpfen. Dabei kommt der eine oder andere Nichtbeteiligte in die Schußrichtung. Ein nicht zu unterschätzendes Risiko ist aber auch die große Armut vieler Menschen, besonders der jungen Leute auf dem Lande, die durch Überfälle versuchen, zu Geld zu kommen. Das trifft nicht nur für Mexiko zu, sondern für ganz Mittelamerika.

Unsere Fahrt führte zunächst in Richtung Monterrey, übrigens auch ein  Drogenbandennest. Uns wurde abgeraten, uns in dieser Stadt aufzuhalten, deswegen fuhren wir weiter nach Saltillo. Wir hatten vor, in dieser Nacht im Auto zu schlafen und suchten einen sicheren Platz. Wir sahen von der Ferne ein Hochhaus, es war das dortige Hotel der Holiday Inn-Kette. Ich fragte an der Rezeption eine junge Dame, ob wir hinter dem Hotel auf dem Parkplatz (videobewacht und eingezäunt) im Auto schlafen dürfen. Ohne auf eine Antwort zu warten, schob ich ihr einen 10$-Schein über den Tresen. Daraufhin bekamen wir sogar noch eine Hotelzutrittskarte für die hintere Türe, um im Hotel vom Parkplatz aus auf Toilette gehen zu können. Naja, den Morgenkaffee haben wir uns dann auch noch erschlichen. Beim „Auschecken“ hat jede Dame an der Rezeption noch einen Cherry-Pin erhalten. Mit der Hoffnung, so kanns weitergehen, fuhren wir weiter Richtung Süden.

Auf der Fahrt von Saltillo und Mexiko-City wird es einem nicht langweilig, die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, die Straßen, meist gebührenpflichtig, schlängeln sich durch Berge und Täler. Hungern braucht man auch nicht, alle paar km – meist unter einer Brücke (Schatten!), gibt es einen Stand, wo man Getränke und etwas zu Essen kaufen kann.  Ca. 200 km nördlich von Mexiko-City in Queretaro sahen wir ein Hotelkomplex mit der Aufschrift „Auto-Hotel“, es sah von außen gut aus, so entschieden wir uns, hineinzufahren – Schranke auf, durchfahren, Schranke zu –  und fragen, was eine Übernachtung kostet, auch schauen wir uns gerne das Zimmer an, bevor wir es nehmen.  Üblicherweise geht man in die Rezeption und meldet sich an, wir wurden aber von einem jungen Mann gleich nach der Eingangsschranke freundlich empfangen, obwohl wir noch im Auto saßen. Das Interessante ist, daß neben dem Zimmer eine Garage zum Parken steht. Man kann also direkt von der Garage „ungesehen“ ins Zimmer gehen. Alle Zimmer sind gleich ausgestattet: Zwei große Doppelbetten, Dusche, Toilette, Waschgelegenheit,  TV . Auch  interessant, zwischen Dusche und Zimmer ist lediglich eine durchsichtige Glaswand, man kann also den Duschenden vom Zimmer aus sehen. Ungewöhnlich! Wir richteten uns ein, Gepäck reintragen, Betten nachschauen, ob sie käferfrei sind usw. Galja wusch sich die Hände und fand zwei Kondome neben dem Waschbecken. Aha! Jetzt erst merkten wir, daß wir in einem „Stundenhotel“ gelandet sind, deswegen auch zwei verschiedene Preiskategorien, ein Preis für sechs Stunden, ein anderer für 12 Stunden.  Diese Art von Hotels ist im ganzen Land sehr stark verbreitet, wir haben übrigens noch öfters in Auto-Hotels übernachtet, erstens sind die Preise recht attraktiv und sehr wichtig, unser Auto war immer sicher bei uns in der Nähe. Der Hotelkomplex ist meist am Ortsrand umgeben von einer Mauer, man hat also auch kein Sichtkontakt. Man soll ja auch nicht hineinschauen können, wer da übernachtet…..

Mexiko-City erreichten wir eigentlich schon 50 km vor der Stadt. Weit und breit nur Häuser, Hütten, Häuser, teils (schwarz) gebaut, bis hoch in die Berge hinauf. 25 Millionen Menschen leben heute in und um Mexiko-City. Es gibt sehr wenige Hochhäuser oder Wohnblocks, wie z. B. im Osten, deshalb ist das bewohnte Terrain unglaublich groß. Man muß sich das so vorstellen, man fährt von Pegnitz nach Nürnberg und man fährt nur durch ein Wohngebiet. Das ist aber nur die Fahrt von einer Seite in die Stadt, dann fährt man an der anderen Seite wieder raus und braucht nochmal 50 km, um am anderen Ende aufs Land zu kommen.

Wir hatten ja nicht vor, lange in Mexiko-City. Am ersten Tag besuchten wir die Botschaften von Costa-Rica und Kolumbien.  Personen mit ukrainischen Pass brauchen für diese Länder ein Visum. Die erste gute Nachricht war, dass Galja für Costa Rica kein Visum braucht, weil sie für USA ein Visum hat, welches bis 2017 gültig ist. Sie darf zwar nicht ununterbrochen so lange in USA bleiben, aber jeweils nur sechs Monate lang sich in USA aufhalten. Darüber hinaus hat sie eine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland für drei Jahre. Das Visum für Kolumbien sollten wir besser in Panama beantragen, angeblich geht es dort schneller und preisgünstiger. Also, das erledigt, so hatten wir nun Zeit für Kultur. Zunächst besuchten wir die große Stadtkathedrale, eine mächtige Kathedrale, ich glaube die größte Kathedrale, die ich bisher gesehen habe.  Sie ist in der Tat die größte und älteste Kathedrale des ganzen amerikanischen Kontinents, wurde nach einer 150jährigen Bauzeit 1813 eröffnet. Wunderschön innen, Bilder werden noch eingestellt. Auch besuchten wir die 50 km außerhalb von Mexiko-City stehenden Sonnen- und Mondpyramiden, gebaut neben der ehemaligen Stadt Teotihuacan im Tal der Toten.  Leider gab es für Davit keine Möglichkeit, mit hinauf auf die Pyramiden zu steigen, zur Zeit der Azteken gab es noch keine Lifte oder Aufzüge.

Mexiko-City, wie auch andere großen Städte sind geprägt von einer guten Infrastruktur, in Mexiko-City selbst gibt es teilweise mehrere Viadukte übereinander, um den Verkehr zu bewältigen. Die Stadtplaner haben gut vorausgedacht und sich rechtzeitig Gedanken gemacht, den immensen Verkehr zu bewältigen.  Wir fuhren weiter nach Puebla, wo sich das riesige VW-Werk befindet. Übrigens, hier in Mexiko ist der VW das meistgefahrene Auto, auch Omnibusse und Klein-LKWs werden hier von VW gebaut. Man sieht hier übrigens noch massenweise den Käfer und alten Transporter fahren, oft ohne Stoßstange, aber er fährt und fährt und fährt.    Auf der Fahrt von der USA-Grenze nach Mexiko-City sind uns sehr viele Fabrikationshallen westlicher Firmen aus aller Welt aufgefallen. Sie stehen meist am Rande der großen Städte, deshalb scheint der Stadtkämmerer sehr zufrieden zu sein. Diese Firmen bieten viele Arbeitsplätze, deswegen ist die Arbeitslosigkeit in den Städten relativ gering, aber auf dem Lande gibt es wenig Arbeit.  Was gibt’s auf dem Land? Landwirtschaft auf geringem Niveau, es wird Mais, Bohnen, Paprika, Tomaten und alle möglichen Kräutersorten angebaut. Weiter im Süden gibt es Bananen, Ananas, Orangen, Kokosnüsse, Zitronen. Auf dem Basar gibt es andere Früchte, die ich noch nie gesehen oder gegessen habe.

Weiter fuhren wir bei +35°C und defekter Klimaanlage zur Hafen-Stadt am südlichsten Zipfel des Golfes von Mexiko,  Coatzacoalcos – kennt ja jeder – übernachten wieder in einem Auto-Hotel. In diesem Gebiet wütete vor drei Wochen ein Hurrikan, der weite Teile der Felder  noch weit hinein ins Landesinnere überschwemmte und teilweise zerstörte. Das Wasser stand teilweise heute noch auf den Feldern. Nun sind wir in Tuxtla Guitierrez, von wo wir den Canyon „Chiapa de Corso“ besuchten und auch eine Bootsfahrt unternahmen. Gestern besuchten wir  den „Parque de la marimba“, ein Park, wo sich Jung und Alt trifft, Essen gehen, Cappuccino trinken, Leute anschauen usw.  Beim Mercedes-Händler versuchten wir, die Klimaanlage reparieren zu lassen, aber die defekte Steuerung muß aus Deutschland eingeflogen werden.  Wir fahren weiter ohne…. in Richtung Grenze nach Guatemala.

Lohnt sich eine Reise nach Mexiko?    JA!

Die Menschen sind freundlich.

Aus (fast) jedem Fenster dringt Mariachi.

Das Wetter ist immer schön.

Hat viel Kultur zu bieten.

Ist noch preisgünstig.

Hat sich wirtschaftlich gut entwickelt.