… willkommen Mongolei! – Nachtrag

Jeder Grenzübergang ist spannend. Diesmal passierten wir die Grenze ohne spektakuläre Geschehnisse. Keine korrupten Beamte, keine Kosten, keine Wartezeiten, keine Durchsuchungen. Eine Frage hätte man uns stellen müssen, u. z. ob wir jemals ein Pfadfinder waren. Warum? (Das erzähl ich später im Bericht.)

Die Fahrt ging zunächst für mongolische Verhältnisse auf ungewöhnlich  guter Straße in Richtung Ulan Bator. Wir hatten schönes Wetter, die Landschaft war ähnlich wie eine Fahrt von Bayreuth nach Nürnberg. Die erste Nacht verbrachten wir wieder auf dem Grundstück einer mongolischen Familie, die uns auch zum Tee, sprich Abendessen, einlud. Hier war es nicht mehr so einfach, mit den Leuten zu kommunizieren, weil die Mongolei nicht zur ehemaligen UdSSR gehörte, also wenig Russisch gesprochen wurde. Wir haben uns aber trotzdem irgendwie verständigt. Die älteren Personen – so ab die 50 – konnten noch von der Schule her Russisch sprechen.     Am nächsten Tag machten wir einen Abstecher zu einem alten Kloster, dem Amarbayasgalant Monastery. Es handelt sich um ein altes Kloster, welches leider dem Verfall preisgegeben ist. Der Staat hat keine Mittel, das Kloster zu erhalten. Die noch wenigen dort wohnenden Mönche sind ausschließlich auf Spenden von Touristen angewiesen. (Siehe Bildergalerie)

Nach ein paar hundert km kamen wir in Ulan Bator an. Wir bekamen von am Baikalsee getroffenen Deutschen einen Hinweis, wo wir unser Auto parken und auch dort übernachten können.  Es ist ein kleines Guest House mit sieben Jurten, einem Bistro und Parkplatz für ca.15 Autos. Dieses Haus wird geführt von einem Ehepaar aus Deutschland und der Schweiz und nennt sich OASIS.   Dort treffen sich ausschließlich Weltenbummler, die mit Auto oder Motorrad oder auch per Fuß oder Fahrrad unterwegs sind. Ein Aufenthalt in der OASIS ist eine gute Gelegenheit, Informationen über andere Länder zu bekommen und Erfahrungen auszutauschen.  Die interessanteste Person, die wir trafen, war Dimitri (nexusexpeditions.blogspot.com), ein Franco-Amerikaner mit russischer Ehefrau, der vor ein paar Jahren die Bering Straße von Alaska nach Sibirien mit Schlittschuhen überquerte. Ansonsten trafen wir dort Deutsche, Schweizer, Franzosen und Holländer.

Ach ja, beinahe hätte ich vergessen, die eingeflogenen Original-Schwingfedern für unser Auto am Flughafen abzuholen. Es hat glatte zwei Tage gedauert, bis wir die Teile in Empfang nehmen konnten. Allein für die 15 km von unserem Gästehaus zum Flughafen benötigten wir vier Stunden. Wir mußten von einem Ende der Stadt zum anderen und standen die meiste Zeit im Stau.  Wir haben diese originalen Schwingfedern nicht eingebaut, wir sind ja schon fast 2.000 km von Irkutsk nach Ulan Bator ohne Probleme mit den geschmiedeten Federn gefahren.   Wir werden berichten, wenn auch diese ausgetauscht werden mußten.

Dimitri erzählte uns, dass seit ein paar Wochen ein neuer Grenzübergang im Nordosten der Mongolei nach Russland auch für Ausländer geöffnet wurde.  Wir brauchten also nicht mehr den Grenzübergang der Einreise auch für die Ausreise benutzen, obwohl wir bei der Einreise gefragt wurden, welchen Grenzübergang wir für die Ausreise benutzen. Dies war auch in den Ausweispapieren vermerkt.  War das ein vorprogrammiertes Problem?

Dimitri warnte uns aber, diesen Grenzübergang für die Ausreise zu wählen, weil die Straßen dorthin schlecht sind oder überhaupt nicht existieren. Ich dachte, so schlimm kann es nicht sein, wir entschieden uns für  den neuen Grenzübergang.  Wir fuhren also Richtung Osten und kamen nach 50 km an der größten mongolischen Statue, der Dschinghis Khan-Statue vorbei, ein touristisches Muß für alle Mongolei-Besucher.  Experten streiten sich heute noch, welche Statue größer ist, die Mutter-Heimat-Statue in Wolgograd oder die Dschinghis Khan-Statue in der Mongolei.  Man traut sich aber auch nicht, beide Statuen zu messen, denn einer wird dann verlieren.                           Weitere ca 150 km östlich dieser Statue erreichten wir die Stadt Öndörchaan. Übernachtet haben wir auf einer Wiese neben einem Fluß, also ganz idyllisch, weit und breit keine Ortschaft.  Ab jetzt gab es keine Straße mehr, 500 km lagen vor uns, es gab nur noch Spuren, die sich alles paar km nach rechts und links trennten. Wir mußten uns ab sofort orientieren nach dem Stand der Sonne, einem evtl. Fluß, eine Telefonleitung oder sogar nach einer Eisenbahnschiene.  Davit hat meistens den richtigen „Riecher“ gehabt, in welche Richtung wir fahren.  Nun waren die pfadfinderischen Kenntnisse gefragt.  Schwere Gewitter mit stundenlangen Regengüssen verwandelten die „Spuren“ in Bäche.  Übernachtungen auf privaten Grundstücken waren auch nicht mehr möglich, die meisten Familien wohnten in Jurten auf Wiesen ohne eingezäunte Grundstücke.  Wir übernachteten bis zur russischen Grenze auch nur noch auf Feldern und Wiesen. Ab der Ortschaft Tschojbalsan hatten wir das Glück, uns 200 km entlang einer maroden einspurigen Eisenbahntrasse zu orientieren.  Entlang dieser Eisenbahngleise leitete uns ausgerechnet dieses Hinweisschild in die falsche Richtung. Wir merkten dies erst, als nach mehr als 10 km die Spuren in ein Nichts führten.   Kurz vor der Grenze nach Russland übernachteten wir wieder „privat“, die Grenze war auch diesmal ab 6h abends bis 8h früh geschlossen.   Die Ausreise klappte ohne Probleme, ich hatte den Eindruck, wir waren die ersten Ausländer, die diesen Grenzübergang benutzten. Meinen Kraftfahrzeugschein lasen die Beamten kopfstehend ca eine Minute lang, gaben ihn mir zurück mit der Bemerkung, alles sei i. O.

Tschüss Mongolei – schön und interessant wars.